23.08.2018

Im Osten wird länger gearbeitet und im Westen mehr verdient

Aktuelle Studie zeigt:

Auch fast 28 Jahre nach der Wiedervereinigung und dem damaligen Versprechen von „blühenden Landschaften“ im Osten klafft nach wie vor eine gewaltige Lücke zwischen den Arbeits- und Verdienstbedingungen im Westen und Osten Deutschlands. So das Ergebnis des „Gehaltsatlas 2018“ vom Internetportal Gehalt.de.

Was sind die Ergebnisse vom Gehaltsatlas 2018?
Ein Angestellter in Hessen verdient beispielsweise durchschnittlich 39,2 Prozent mehr als ein Beschäftigter in Mecklenburg-Vorpommern. Auch zwischen den einzelnen Landeshauptstädten besteht teilweise ein erhebliches Gehaltsgefälle. An der Spitze des durchschnittlichen Verdiensts liegen Landeshauptstädte in den alten Bundesländern wie Stuttgart und München. Das Schlusslicht bilden Städte in den neuen Bundesländern wie Erfurt und Schwerin. Im Durchschnitt haben die Ost-Beschäftigten im Jahr 2017 mit einem Brutto-Jahresgehalt von 30.172 € etwa 4.912,- € weniger verdient als Arbeitnehmer in den alten Bundesländern, die auf einen Durchschnittsverdienst von 35.084 € kamen.

Aber nicht nur bzgl. der Verdienstmöglichkeiten bestehen erhebliche Differenzen zwischen Ost und West. Auch was den Umfang der Arbeitszeit angeht, ist es noch ein weiter Weg bis zu einer tatsächlichen Angleichung. So leisteten Arbeitnehmer im Westen im Jahr 2017 im Durchschnitt 1279 Arbeitsstunden. Im Osten (mit Berlin) waren es hingegen 1346 Stunden – also 67 mehr.

Was sind Gründe für die immer noch sehr deutlichen Unterschiede zwischen Ost und West?
„Unterschiedliche Lebenshaltungskosten, hohe oder niedrige Mietpreise, die Kapitalstärke sowie die Anzahl der Unternehmen in einer Region treiben die Gehälter in die Höhe bzw. halten diese niedrig“ wird im „Gehaltsatlas 2018“ ausgeführt. Auch die Größe der in der jeweiligen Region vertretenden Unternehmen spielt eine erhebliche Rolle. So sind in den neuen Bundesländern „überwiegend kleine bis mittelgroße“ Unternehmen vertreten, die bei Weitem nicht das gleiche Gehalt zahlen wie kapitalstarke große (DAX-)Unternehmen, die überwiegend in den alten Bundesländern angesiedelt sind. Auch spielt die geringe Tarifbindung in den neuen Bundesländern eine entscheidende Rolle, sowohl was die Höhe des Einkommens als auch den Umfang der Arbeitszeit angeht.

In Westdeutschland haben beispielsweise nur noch 8,3 Prozent der Tarifbeschäftigten eine 40-Stunden-Woche, in Ostdeutschland aber 40,2 Prozent, bei einer deutlich höheren Tarifbindung im Westen als im Osten. Ebenfalls ist zu berücksichtigen, dass der Anteil von Teilzeit- und geringfügig Beschäftigung im Osten deutlich höher ist als im Westen.

Die Sozialexpertin der Linkspartei Sabine Zimmermann kommentiert die Ergebnisse des „Gehaltsatlas 2018“: „Die Bundesregierung hat sich offensichtlich mit einem Sonderarbeitsmarkt Ost abgefunden. Das ist nicht akzeptabel.“ Daher fordert Sabine Zimmermann, endlich gegen Niedriglöhne und prekäre Beschäftigung vorzugehen. Dies soll unter anderen durch eine Erhöhung des Mindestlohnes auf 12 € pro Stunde erreicht werden.

Weitere Informationen zum Gehaltsatlas sind zu finden unter:

https://www.gehalt.de/news/gehaltsatlas-2018

BGHP Betriebsratsberater-Team